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Strom auf der Tapete


Autorinnen: Andrea Badey, Claudia Kühn
Format: Taschenbuch, Hörbuch, E-Book
Seitenzahl: 192 Seiten
Verlag: Beltz & Gelberg
Auflage: 1 (März 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3407822116

Altersempfehlung: 14 - 17 Jahre

Website von Andrea Badey
Andrea Badey auf Facebook
Website von Claudia Kühn


Ausgezeichnet mit dem
Peter Härtling Preis 2017


Klappentext:

Mit dem Schneewittchen ans Ende der Welt ...

Ron Robert Ranke hat keinen Plan. Das ist der Plan. Logisch. Aber er hat ein altes Foto aus der Küchenschublade.

Deswegen fahren er und die geheimnisvolle Clara mit dem Schneewittchen zur Wahl der Oderbruchkönigin in ein gottverlassenes Dorf an der polnischen Grenze. Damit sich die Wölfe endlich vom Acker machen, und weil er wissen will, wer sein Vater ist. Mann, Mann, Mann ...

Eine Reise ans Ende der Welt, das in diesem Roman im Oderbruch liegt. Stilsicher, witzig und zugleich mit großem Ernst lotsen die Autorinnen ihre Figuren durch die kleinen und großen Katastrophen dieses Roadmovies, durch Beinahe-Unfälle und Prügeleien mit angejahrten Dorf-Casanovas, durch Exzesse und Momente der Stille.

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Kann das gut gehen? Es geht gut, in jeder Hinsicht, in diesem rasanten, gegenwartstrunkenen und überraschend zärtlichen Jugendroman.

Aus der Jury-Begründung des Peter-Härtling-Preises

Andrea Badey über sich und ihre Werke:

Die Anfänge: An einem eisigen Märztag erblicke ich das Licht der Welt. Im tiefsten Ruhrgebiet. Meine polnischen Großeltern waren der Meinung „das wird Prägung geben, armes Kind“. Diese Aussage hat mich weit in meine künstlerische Laufbahn begleitet …

Nach einem relativ kurzen Schulbesuch arbeite ich gefühlte 120 Jahre als „Tippse“ beim Sozialamt. Das prägt dann auch wieder.

Es ist mein Wunsch, Geschichten zu erzählen - schreibend, spielend, singend.

Nach einem Schauspielstudium in Hamburg und diversen Engagements an Stadt- und Staatstheatern, werde ich Mutter.

Meine nächste Wirkungsstätte ist Berlin. Hier schreibe ich Theaterstücke, spiele und singe eigene Songs und werde das erste Mal durch Auszeichnungen des Berliner Senats als Autorin in meiner künstlerischen Laufbahn geadelt.

Die Mischung aus Kabarett (siehe gesonderte Rubrik der Internetseite www.andreabadey.de), Schauspiel und Poesie ist fortan mein Terrain.

Drei Jahre arbeite ich beim Berliner Staats-Kabarett Die Distel. Umzug nach Köln.

„Buddhismus bedeutet, sich an die eigene Quelle zu erinnern.“ Das „leuchtete“ mir ein.

Mit eigenen Programmen stehe ich regelmäßig auf Deutschlands Klein- und Großkunstbühnen. Die Leidenschaft fürs Theaterstückschreiben wird 2008 mit dem Woman Award NRW und 2010 durch den Autorenpreis der NRW Stiftung bedacht.

Zwischenzeitlich habe ich zusätzlich in einer Montessori Hauptschule als Förderlehrerin gearbeitet.

"Auf dem Teich schwimmt eine Blaubeertorte" war mein erstes Kinderbuchmanuskript, inspiriert von einer Figur aus meinem Programm "Wer mit sich selbst fremd geht, bleibt sich immer treu". 

Das Manuskript "Auf dem Teich schwimmt eine Blaubeertorte" war nominiert für den Oldenburger Kinder- und Jugendliteraturpreis.

2017: Preisträgerin des Peter-Härtling-Jugendliteraturpreises für den Roman „Strom auf der Tapete“, eine für mich ganz besondere Aufzeichnung, da Peter Härtling mich mit seinen Büchern und 7 Thesen  zum gelungenen Jugendroman maßgeblich beeinflusst hat.

Ich lebe und arbeite in Köln.

www.andreabadey.de


Leseprobe aus "Strom auf der Tapete":

FÜNFUHRZWEIUNDDREISSIG

Ich fliege.

Unter mir eine Meute Wölfe. Mit aufgerissenen Mäulern springen sie jaulend und hechelnd im Kreis. Ihre Blicke zielen nach oben. Zu mir, in den Himmel.

Sie warten nur drauf, dass der Fleischbrocken da oben schlappmacht, damit sie ihn sich holen können. Aus ihren Schnauzen tropft der Geifer, gierig warten sie auf ihr Futter.

Kurz bevor mich die Kraft verlässt, wache ich auf, schwitzend, hechelnd wie die Meute in meinem Traum. Das Laken in meinem Bett ist klatschnass, wie früher, wenn Peggy vergessen hat, mir eine Windel umzubinden. Früher, als ich mir noch regelmäßig nachts in die Hose gepisst habe. Lang ist's her.

Wenn diese Scheißträume nicht aufhören, werde ich mir irgendwann da oben in die Hose machen. Im Himmel. Das ist Fakt. Und dann? Wird es Pisse auf die Wölfe regnen. Vielleicht hauen sie dann endlich ab.

Trotz allem muss ich grinsen. Es ist stockdunkel und ich knipse die Nachttischlampe an. 5:34 Uhr. Die Nacht geht mal wieder früh von Bord, an Schlaf ist jetzt nicht mehr zu denken.

Ich versuche, den Zeiger der Stressuhr in meiner Birne umzulegen. Ich habe eine Uhr in meinem Kopf. Eine, die tickt und Meldung macht. Aber nur einen Zeiger hat. Der geht vor und zurück. Und zwar exakt.

Von eins bis drei ist alles richtig tutti. Zwischen zehn und elf heißt höchste Alarmbereitschaft. Bei zwölf geht nix mehr. Davor ist alles möglich.

Vier - so fühle ich mich gerade - ist aufsteigend nervös, aber noch keine Panik. Bis vier habe ich alles relativ im Griff. Relativ. Ab sechs, sieben ist zunehmende Panik angesagt.

Ich will zurück auf zweieinhalb, mindestens. Eins ist vollchillig. Kenne ich nicht.

Ich atme etwas ruhiger. Geht doch. Langsam komme ich hoch, stehe auf und schaue aus dem Fenster. Es ist stockdunkel.

Draußen setzt sich gerade sehr gemächlich der Frühschichtbus in Richtung Kunststofffabrik in Bewegung, exakt eine Minute zu früh. Es ist 5:36 Uhr. Ich kann nicht erkennen, ob der Bus voll ist, die Scheiben sind beschlagen. Um die Zeit ist er aber immer überfüllt. Schweigende Männer auf dem Weg in die Hölle.

Na ja, Peggy übertreibt ...

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Radio free FM: Martin Gaiser über "Strom auf der Tapete":

Ron Robert Ranke, von seiner Mutter zärtlich Dicki genannt, lebt mit ihr, Peggy, und deren wechselnden Liebhabern zusammen in Frankfurt/Oder. Den aktuellen Lover, Muckimann Bert, findet Ron Robert genauso überflüssig wie alle seine Vorgänger.

Peggy jobbt an der Tanke, war als ganz junges Ding mal Schönheitskönigin von Dingenskirchen, zu mehr hat's leider nicht gereicht. Und der Junge, der einen kleinen Privathandel betreibt, regelmäßig sein Lager inventarisiert, von Wölfen träumt und sich und seine innere Stressuhr permanent checkt, weiß nicht, wer sein Vater ist. Außerdem hat er am nächsten Tag Geburtstag.

So, das ist ja schon eine ganze Menge.

Und gleichzeitig erst der Anfang, denn ganz schnell bringt das stilsichere und wortwitzige Autorinnenduo den nur 192 Seiten kurzen Roman mächtig auf Touren, Mann, Mann, Mann. Wie er zu dem weißen Cabrio kommt und warum er darin auf einmal mit seiner Klassenkameradin Clara sitzt, wird hier nicht erklärt, ist halt so.

Gemeinsam fahren sie erst mal zu ihr, wo keiner daheim ist, essen und trinken was, Ron Robert badet und Clara versorgt sie mit Geld aus Papas Schublade. Und dann geht’s auch schon los. Clara, ach ja, das Mädel sitzt im Rollstuhl, das sollte noch gesagt sein, will nach Berlin zu einem Rockkonzert, doch das ist eine andere Geschichte.

Dass sie dann doch nicht dorthin düsen, sondern nach Letschow, irgendwo im Oderbruch, ganz dicht an der Grenze zu Polen (hab's bei Wikipedia nicht gefunden, aber immerhin gibt es dort Letschin), hat mit einem Foto zu tun, dass Ron Robert zuhause in der Küchenschublade gefunden hat und das irgendwas mit ihm, seiner Herkunft zu tun hat. Meint er. Glaubt er. Will er rausfinden.

Also: ein Buch (nicht nur für Jugendliche), das es in sich hat, das jede Menge heißer Eisen anfasst, das allen Klischeefallen spielend und zwinkernd ausweicht, das nie in Jammerpose oder Sozialkitsch abrutscht, das vielmehr durch eine Fülle an starken Figuren punktet, Einfälle wie am Schnürchen parat hat, dabei aber trotzdem nicht wie ein nicht enden wollendes Tischfeuerwerk wirkt. Nein, es wirkt echt und lebendig und leidenschaftlich.

Man hat Spaß an dieser unverbrauchten Geschichte, mag seine Helden, leidet mit ihnen mit, wenn zu viele „Kleine Feiglinge“ den Blick trüben, wieder mal die Traumwölfe anrücken oder auf einem halb verfallenen Hof ein ganzes Rudel präparierter Tiere für mächtig Wallung sorgt.

Sprachlich macht dieses Ding irre viel Spaß, es wimmelt nur so von  „1 a“ - Formulierungen, die was leicht antiquiertes haben, aber perfekt passen. Für mich ist „Strom auf der Tapete“ schon jetzt eines der (Jugend) Bücher des Jahres, das Hörbuch na klar auch. Bombe!


Veröffentlicht am 18. 09. 2017; Dauer: 06:26

»Eine Reise ans Ende der Welt, das in diesem Roman im Oderbruch liegt. Stilsicher, witzig und zugleich mit großem Ernst lotsen die Autorinnen ihre Figuren durch die kleinen und großen Katastrophen dieses Roadmovies, durch Beinahe-Unfälle und Prügeleien mit angejahrten Dorf-Casanovas, durch Exzesse und Momente der Stille. Kann das gut gehen?

Es geht gut, in jeder Hinsicht, in diesem rasanten, gegenwartstrunkenen und überraschend zärtlichen Jugendroman.« Aus der Jury-Begründung des Peter-Härtling-Preises.

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Hörprobe aus "Sturm auf der Tapete"

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